Fünf Minuten mit...

Yannick (Tenor)

Seit 2013 in der Wiener Singakademie

 

Yannick, Du singst seit sieben Jahren in der Wiener Singakademie. Wie bist Du in den Chor gekommen?
Das ist eine längere Geschichte. Ich war zuvor schon ein paar Mal bei der Vokalwoche in Melk dabei, die auch von Heinz Ferlesch künstlerisch geleitet wird. Da habe ich schon mit dem Gedanken gespielt… 2013 gab es dann eine Aufführung der 2. Symphonie von Mahler mit Sir Simon Rattle im Konzerthaus. Ich habe eine Freundin bei der WSA gefragt, ob es noch Karten gäbe. Sie hat gesagt: „Das ist völlig ausverkauft, aber sing halt mit!“. Da ich das Werk unlängst mit einem anderen Chor gesungen hatte, durfte ich tatsächlich „schnuppern“ – und bin geblieben.

Gibt es ein Konzert, das Dir ganz besonders in Erinnerung geblieben ist?
Ich erinnere mich gern zurück an die Johannespassion 2017, die zweite Aufführung, um genau zu sein. Bei dem Konzert war von Anfang bis Ende ein Flow drinnen und es hat alles funktioniert, auch die richtig „schweren“ Stellen. Das war schon ein cooles Gefühl.

Was macht das Chorsingen für Dich denn ganz allgemein aus?
Es ist für mich ein toller Ausgleich. Obwohl man sich sehr konzentrieren muss, ist es trotzdem eine gewisse Entspannung. Es ist mir schon öfters passiert, dass ich mir gedacht habe: „Eigentlich hab ich jetzt gar keine Zeit für die Probe“, so viel zu tun. Und nach der Probe schaut die Welt ganz anders aus – auch wenn noch genauso viel zu tun ist. Auch mancher Knoten im Hirn löst sich, wenn man einmal 2 Stunden einfach was anderes macht.

Das erinnert ja ein bisschen an Sport… Gibt es da Überschneidungen mit dem Chorsingen?
Ja – ganz klar. Wir „trainieren“ in der Gruppe, auch einzeln (Stimmbildung). Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied: Üblicherweise trifft man, betreibt man den Sport so wie wir in der gehobenen Amateurklasse, kaum auf die wirklichen Profis und teilweise Weltstars der eigenen Sportart. Wir dürfen das aber regelmäßig, und wir spielen dann nicht „gegen“ sie, sondern im selben Team.


Im Team mit den Profis und Weltstars singen? Dann hier anmelden zum Vorsingen.

Das klingt schon besonders… Hast Du denn spezielle musikalische Leidenschaften? Die WSA singt ja ein wirklich breites Repertoire.
Wir machen öfters spannende Projekte mit dem Radio-Symphonieorchester Wien. Ich weiß nicht, ob ich „Die Geisterbraut“ (Dvorák), die „Radiomusiken“ (Weill) oder die Filmmusiken zu den alten Eisenstein-Filmen (Prokofjew) wirklich als meine „besondere Leidenschaften“ bezeichnen würde. Aber ich glaube, sowas macht man nur mit der Wiener Singakademie.

Von diesen Alleinstellungsmerkmalen abgesehen: was schätzt Du persönlich an der Gemeinschaft im Chor? Und wie ist Dein Verhältnis zu den Kollegen und Kolleginnen?
Hinter den Kulissen geschieht sehr viel, damit ein reibungsloser Proben-und Vereinsbetrieb möglich ist. Und hier packen eigentlich alle mit an. Für jede Aufgabe findet sich jemand, der/die sofort hilft, wenn man fragt. Für mich sind hier viele Freundschaften entstanden; mit den Allermeisten verstehe ich mich wirklich super. Klar gibt’s in einer Gruppe mit über hundert Menschen auch immer mal jemanden, mit dem man vielleicht nicht so warm wird – aber für das gemeinsame Musizieren ist das unwesentlich. Da ziehen wir alle an einem Strang.

Du hast vorhin die individuelle Stimmbildung erwähnt. Die WSA fördert das bei ihren Sängerinnen und Sängern. Wie wichtig ist das für Deine Stimmentwicklung?
Sehr! Um noch einmal die Sport-Metapher aufzugreifen: es braucht immer beides, das Mannschaftstraining, aber auch das Einzeltraining. Und ich habe erst in der Singakademie angefangen, Stimmbildung zu nehmen. Da habe ich wirklich viel gelernt.

Als sieben Jahre im Mannschafts- und Einzeltraining gestählter Singakademie-Tenor: Hast Du noch Lampenfieber kurz vor einem Auftritt?
Weniger als noch vor 6 Jahren. Aber das Konzertadrenalin merkt man schon. Es singt sich mancher hohe Ton im Konzert tatsächlich besser als in der Probe.